Was ist dran am Kükentöten-Verbot?
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Seit einem Jahr ist das industrielle Töten männlicher Küken in Deutschland verboten. Wir haben nachgeforscht, was es für den Tierschutz gebracht hat.

 
 
 

Hallo Ernst Henrich

bestimmt ist Ihnen das auch schon aufgefallen: Auf vielen Eierpackungen stehen Angaben wie „ohne Kükentöten“. Tatsächlich ist die grausame Praxis in Deutschland seit einem Jahr gesetzlich verboten. Bis dahin wurden jedes Jahr bis zu 45 Millionen männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert. Einfach nur, weil sie keine Eier legen und kaum Fleisch ansetzen und  daher für die Lebensmittelindustrie „wertlos“ sind.

Seit Anfang 2022 müssen die „Bruderhähne“ mit aufgezogen werden. Oder die männlichen Küken werden schon im Ei erkannt und gar nicht erst ausgebrütet. Aber ist Deutschland damit wirklich „weltweiter Vorreiter“1 in Sachen Tierschutz, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium stolz behauptet? Wir haben nachgefragt: Wie ist es den männlichen Küken ergangen? Die überraschende Erkenntnis: Keiner weiß es – oder keiner will es wissen…

Der Lobbyverband der Geflügelindustrie? Kann über den Verbleib der „Bruderhähne“ nur spekulieren. Die zuständigen Behörden? Wissen es nicht. Entsprechende Kontrollen? Finden bisher offenbar nicht statt. foodwatch-Recherchen zeigen stattdessen: Hühner-Betriebe haben mehr als 300.000 Tiere ins Ausland transportiert. Mindestens im Fall einer Brüterei wurden die männlichen Küken dann nicht etwa im Ausland aufgezogen – sondern schlicht dort getötet. Sieht so mehr Tierschutz aus? Wir finden: Nein!

Das Beispiel Kükentöten zeigt, wie wichtig es ist, dass unabhängige Organisationen wie foodwatch Erfolgsmeldungen aus den Ministerien kritisch prüfen und selber recherchieren. Wir können nur deshalb hartnäckig an Themen dranbleiben, weil viele tausende Menschen wie Sie uns Monat für Monat mit einem kleinen Betrag unterstützen. Im kommenden Jahr wollen wir dem Verbleib der Küken genauer nachgehen. Daher bitte ich Sie: Werden auch Sie jetzt foodwatch-Mitglied!

 
 
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Die auf Hochleistung getrimmten Legehennen „produzieren“ rund 300 Eier jedes Jahr2 – während Hühner ursprünglich ungefähr 25 Eier gelegt haben3. Dieser Wahnsinn hat Folgen: Unglaubliche 97 Prozent aller Legehennen haben gebrochene Brustbeine, wie eine aktuelle Studie der Uni Bern zeigt4. Den Tieren brechen einfach die Knochen, weil die vielen Eier ihnen alles Kalzium entziehen.

Das zeigt: Das Verbot des Kükentötens doktert nur an Symptomen eines kaputten Tierhaltungssystems herum. Es soll weiter möglichst billig und möglichst viel produziert werden. An dem Grundproblem ändert es nichts: dass Hühner in der modernen Agrarindustrie entweder darauf gezüchtet sind, extrem viele Eier zu legen oder extrem viel Fleisch anzusetzen.

Wir müssen stattdessen zurück zu sogenannten „Zweinutzungshühnern“, die sowohl Eier legen als auch genug Fleisch für die Mast ansetzen. Und es braucht nicht weniger als einen wirklichen Systemumbau in der Tierhaltung: Wir müssen deutlich weniger Hühner halten, aus robusteren Rassen und in besseren Haltungsbedingungen, die die Tiere nicht krank und kaputt machen.

Dafür setzen wir uns bei foodwatch ein! Wenn Sie mithelfen wollen, dann werden Sie jetzt Mitglied! Unsere Recherchen, Reports und Kampagnen sind oft aufwändig und teuer – und wir nehmen keine Spenden vom Staat oder der Industrie. Daher sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen! 

 
 
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Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und viele Grüße

Ihr Andreas Winkler
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 
 
P.S.: Trotz vieler schlechter Nachrichten in 2022: Wir alle vom foodwatch-Team wünschen Ihnen einen glücklichen Jahreswechsel und ein friedliches und gesundes 2023! Wir versprechen Ihnen: Auch im neuen Jahr werden wir entschlossen für bessere Tierhaltung und mehr Verbraucher:innenschutz kämpfen! Wir freuen uns sehr, wenn Sie dabei sind!
 
 

Quellen
[1] ht‍tps:‍/‍/w‍ww.bmel‍.de/DE/themen/tiere/tierschutz‍/
tierwohl-forschung-in-ovo.‍html
[2] ht‍tps:‍/‍/ww‍w.‍destatis.de/DE/Presse/
Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/‍2021/PD21_13_p002.html#:~:text=Im%20Schnitt%
20legte%20jedes‍%20Huhn,Eier%20pro%20Jahr%20und
%20Tier
[3] ht‍tps‍:/‍/ww‍w.ardmediathek‍.de/video/‍w-wie-wissen
/super-huhn-super-ei-i-w-wie-wissen-spezial-vom-16-april
-2022‍/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3
cgd2llIHdpc3Nlbi83ZDI0ODI2NS0yYTE1LTQzMWY
tOGNmYy03M2Y1NzBkMzZiMDc
[4] ht‍tps‍:/‍/ww‍w.‍frontiersin.org/articles
/‍10.3389/fvets.2020.00129/full